Trainee Abroad: Tipps & Tricks für dein Auslandspraktikum
Unternehmen schätzen neue Mitarbeiter, die bereits während oder nach dem Studium Berufserfahrungen gesammelt haben. Studenten und Absolventen möcht...
- 18. Februar 2020
- 5 Min. Lesezeit
- Max
Unternehmen schätzen neue Mitarbeiter, die bereits während oder nach dem Studium Berufserfahrungen gesammelt haben. Studenten und Absolventen möchten in den Semesterferien oder nach dem Studium neue Länder bereisen. Warum also nicht das Nützliche mit dem Praktischen verbinden und ein Auslandspraktikum absolvieren?
Girls Drive hat mit Marie Pocha (22), Chiara Schawalder (21) und Katharina Mähr (22 gesprochen, die spannende Einblicke in ihre Zeit im Ausland gewährten und wertvolle Tipps rund um das Auslandspraktikum mit auf den Weg gaben.
Text: Stephanie Gölz & Katharina Mähr
Die Vorteile eines Praktikums im Ausland liegen auf der Hand: Man kann seinen Lebenslauf um bereichernde internationale Erfahrungen ergänzen, hat die Möglichkeit, seine Sprachkenntnisse aufzufrischen, ein Netzwerk aufzubauen, und wird zugleich auf die Berufswelt vorbereitet. Aber der Weg bis zum Traumpraktikum ist holprig und nicht immer gradlinig. Bevor es losgehen kann, gilt es einiges zu beachten.
Vorbereitung ist das A und O
Ist der Entschluss für ein Praktikum einmal gefasst, geht es ans Eingemachte. Zunächst sollte man sich einen Überblick über die verschiedenen Praktikumsmöglichkeiten verschaffen. Hierfür eignen sich Plattformen wie Boa Lingua, Efswiss, Swissnex, aber auch die Internetpräsenz global agierender Firmen, die auf ihren Homepages Praktikumsstellen ausschreiben. Eine weitere Anlaufstelle ist die eigene Universität, die durch Kooperationen Praktikumsstellen anbieten kann, oder man greift auf die Stellenbörsen von Social Media wie LinkedIn oder XING zurück. Wichtig ist vorab zu wissen, was einem wichtiger ist – der Job oder das Land – um den potenziellen Traumjob zu finden. Hat man das passende Stellenangebot, durchläuft man den regulären Bewerbungsprozess, der aufgrund der räumlichen Distanz meist über Telefon- oder Skype-Interviews stattfindet. Diese Interviews sind weniger persönlich als bei einem Standardvorstellungsgespräch, deshalb sind eine gute Vorbereitung und gründliche Recherchen über das Unternehmen umso wichtiger. Ein guter Tipp ist, sich auch bei einem Telefoninterview wie für ein normales Bewerbungsgespräch anzuziehen. Dies mag vielleicht etwas komisch klingen, aber man nimmt dadurch eine ganz andere Haltung ein. Bei einem Videointerview sollte man nicht nur «oben» gestylt sein. Man weiss nie, ob man nicht schnell aufstehen muss, und dann hinterlassen die Pyjamahosen einen schlechten Eindruck.
Hat man dann die Zusage erhalten und ist das Praktikum unter Dach und Fach, müssen weitere Vorkehrungen getroffen werden: Was mache ich mit meiner jetzigen Wohnung? Wie finde ich eine neue Wohnung im Ausland? Welche bürokratischen Vorbereitungen wie Visum, Anmeldung oder Versicherungen müssen getroffen werden? Hier muss von den Flugbuchungen bis zum Kof-ferpacken wirklich an alles gedacht werden. Dementsprechend ratsam ist es, für die Vorbereitung genügend Zeit einzuplanen, damit man strukturiert vorgehen kann und nichts vergisst.
My days abroad: Die Praktikumszeit
Ehemalige Praktikantinnen haben für uns aus dem Praktikumsnähkästchen geplaudert und von ihrer spannenden und aufregenden Zeit im Ausland erzählt.
Marie – Der exotische Weg
Marie Pocha (22) absolviert gerade in Taipei/Taiwan ein fünfmonatiges Praktikum im Deutschen Wirtschaftsbüro. Nach einem Austauschsemester an der National Taiwan University war sie fasziniert von der fremden Kultur und den freundlichen Menschen. Ihre positiven Erfahrungen während des ersten Austauschs haben sie dazu bewegt zurückzukommen. Eine geeignete Stelle in Taiwan zu finden war die erste Hürde, da es hier das Praktikumsmodell quasi nicht gibt. «Ich habe neben LinkedIn auch lokale Stellenbörsen durchforstet und mich bei Unternehmen umgesehen, von denen ich wusste, dass sie in Taiwan einen Standort haben.» Generell rät sie, sich mit Leuten auszutauschen, die schon mal einen ähnlichen Prozess durchlaufen haben – vorzugsweise im gleichen Land. Marie schätzt ihre Arbeit, die Kommunikation auf Chinesisch und die Interaktion mit Menschen aus verschiedenen Ländern. Dank ihres Praktikums, bei dem sie u.a. Wirtschafts- und Politiknachrichten übersetzt, erhielt sie eine neue Perspektive auf Taiwan und auf dessen Beziehung zum Festland – China. Die grösste Herausforderung, die Marie bewältigen muss, ist das asiatische Arbeitsumfeld in Sachen Pünktlichkeit, Hierarchiestufen und Kritikausübung. Aber genau das wolle sie meistern und dafür sei sie nach Taiwan gekommen, sagt sie uns. Marie rät: «Informiere dich über alle Möglichkeiten, die es gibt! Heutzutage steht einem doch die Welt offen, wenn man etwas wirklich möchte, und deshalb sollte man auf keinen Fall die Chancen verpassen, sich die spannendsten, exotischsten und herausforderndsten Möglichkeiten herauszusuchen!»
Chiara – Im Big Apple
Chiara Schawalder (21) hat ihren neuen Lebensmittelpunkt in Brooklyn. Die St. Gallerin hat 2013 ihren Abschluss an der FMS im Hochalpinen Institut Ftan gemacht und strebte eine Karriere im Film-Business an. Daher stand für sie früh fest, dass es für sie dorthin geht, wo sie bereits als Kind wohnte: nach New York. Wie wichtig Networking ist, hat sie bei der Praktikumswahl am eigenen Leib erfahren. Hier öffneten ihr die Kontakte ihres Vaters Türen und halfen ihr, eine Praktikumsstelle bei AIM Production, einer Product Placement Firma, zu bekommen. Hinter die Kulissen der Filmbranche zu blicken, neue Kontakte zu knüpfen, New York als Einheimische zu erleben und das vielfältige kulturelle Angebot dort zu nutzen – das alles bestätigt sie darin, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Für Chiara ist die grösste Herausforderung, alleine zu sein und sich ein neues Leben in einer neuen Stadt aufzubauen. Alles ist unbekannt und neu, da kann man sich schnell einsam fühlen. Darum legt sie anderen Praktikanten ans Herz, sich schnell durch Kurse oder Veranstaltungen zu integrieren und möglichst rasch ein soziales Umfeld aufzubauen, denn «alles ist nur halb so schön, wenn man es mit niemandem teilen kann.»
Katharina – Vorsprung durch Technik
Katharina Mähr (22) hat es während ihrer Semesterferien nach Deutschland, genauer nach Ingolstadt, den Hauptsitz von Audi, verschlagen. Zwischen ihrem Psychologie- und BWL-Studium, das sie zur Zeit an der Universität in Fribourg absolviert, wollte sie in die Welt eines grossen Konzerns eintauchen und neue Erfahrungen sammeln. Nach Recherchen und einigen Bewerbungen fand sie sich in der Markt- und Trendforschung bei Audi wieder. Was ihr den Auslandsaufenthalt sicher einfacher gemacht hat, war die Verwandtschaft, die sie in Deutschland hat. Aber auch ohne diese Möglichkeit bietet Audi ein sehr gutes Netzwerk an: Praktikantenstammtische, ein wöchentlicher Praktikanten-Newsletter (Wohnungsangebote, Fahrgemeinschaften und vieles mehr), die Praktikantenvortragsreihe und der Einführungstag, wo man die Chance erhält, mit anderen Praktikanten Kontakte zu knüpfen. In dieser Zeit hat Katharina viele neue Inputs und Einblicke erhalten und Teamstrukturen kennengelernt. «Es war eine intensive, aber auch lehrreiche Zeit, die ich auf keinen Fall missen möchte», sagt sie, und weiter: «Falls man die Möglichkeit erhält, ein Praktikum im Ausland zu machen, dann sollte man nicht zögern. Man lernt sich selbst nochmals von einer ganz anderen Seite kennen und erweitert seinen Horizont.»
Dieser Beitrag ist in der GIRLS DRIVE Ausgabe 8 (Frühling 2015) erschienen.