Karrierefrauen auf ihrem Weg zum Erfolg
Prof. Dr. Doris Kortus-Schultes leitet das weltweit einzige Kompetenzzentrum für Frau und Auto. Hier erzählt sie von ihrem Werdegang. Eine Karriere...
- 18. Februar 2020
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- Max
Prof. Dr. Doris Kortus-Schultes leitet das weltweit einzige Kompetenzzentrum für Frau und Auto. Hier erzählt sie von ihrem Werdegang.
Eine Karriere muss nicht immer geradlinig verlaufen. Manchmal kommt der Erfolg über Umwege. Doris Kortus-Schultes vollführte einen ausgesprochen erfolgreichen Wechsel aus der Privatwirtschaft in die Welt der Wissenschaft. Dabei hat sie aber keineswegs darauf verzichtet, eine eigene Familie zu gründen.
Text: Christina Brun
Foto: Norbert Hüttermann
Der Erfolg beginnt für Doris mit der richtigen Tätigkeit. Nur wenn man seine Talente und seinen Ehrgeiz voll und ganz einbringt, kann man es bis an die Spitze schaffen. Bei Doris war es der „thrill”, im internationalen Umfeld Erfahrungen zu sammeln und eine akademische Ausbildung mit höchstmöglichem Einkommen zu erreichen.
Zu einer Karriere gehört mehr als nur Talent. Kortus-Schultes sagt: „Ich musste immer kämpfen, denn die Männer waren in allen meinen Tätigkeitsbereichen stets in der absoluten Überzahl – ich war etwas Ungewöhnliches. Eine ambitionierte Frau, die mit ihnen um die nächsthöhere Position konkurrierte. Da braucht man Ellenbogen ebenso wie ein dickes Fell. Von selbst passiert gar nichts! Es kommt auch im Beruf kein Prinz auf einem Schimmel geritten und ‚entdeckt’ einen!”
Dass Doris diese starken Ellbogen besitzt, hat sie bewiesen. Sie arbeitete einige Jahre im Ausland, unter anderem in Japan, in Amerika und in Deutschland. Von der Position der Produktmanagerin schaffte sie es bis zur Marketingleiterin. Die Arbeit in einem internationalen Umfeld hat Doris besonders genossen. Es faszinierte sie zu sehen, mit welchen Strategien Manager Heraus-forderungen angehen. In diesen Jahren jettete Doris rund um den Globus, tauschte sich mit Kollegen über die neuesten Marktgegebenheiten aus und diskutierte die optimalen Strategien. „Meine berufliche Entwicklung hatte auch ihren Preis: lange Arbeitszeiten, Verzicht auf Freizeit, was nicht nur wenig Zeit für sich selbst bedeutet, sondern auch für die Pflege von Freundschaften, die nur über seltene Kontakte weiterbestehen konnten”, meint die Professorin. Doch übernahm sie ihre Aufgaben über all die Jahre mit grosser Leidenschaft und erlebte riesige Erfolge dabei.
Mit Mitte 30 rückte bei Kortus-Schultes die Familie in den Fokus. Für die ambitionierte Managerin verloren internationale Arbeitsaufenthalte ebenso an Attraktivität wie Arbeitszeiten, die morgens so gut wie nie eine präzise Vorhersage des täglichen Arbeitsendes erlaubten. So entschied sich Doris für den Wechsel an die Universität in Bonn und startete dort in der Wissenschaft ihre zweite Karriere. Seit vielen Jahren gibt sie nun schon ihre Erfahrungen als Fachhochschulprofessorin an die nächste Generation weiter. Wie zum Beispiel, welche Vor- und Nachteile es hat, eine Karriere zu verfolgen, und worauf eine Frau trotz des Jobs nicht verzichten sollte.
«In diesem Umfeld Karriere zu machen, bedeutet, einen viel grösseren, individuellen Gestaltungsspielraum zu haben als bei einer Industriekarriere», erzählt uns die Wissenschafterin. In der Industrie seien die Einsatzbereiche, die Strategien und deren Umsetzungen hierarchisch vorgegeben. In der Wissenschaft gälte es, die neuesten Entwicklungen in der internationalen wissenschaftlichen Literatur zu verfolgen und diese in die Lehrveranstaltungen einzubringen. Doris kann sich auch an der Universität immer noch beweisen. „An der Tätigkeit in der Hochschule reizt mich sehr, dass ich meine Profilierungsthemen – durchaus im harten Wettbewerb mit den vielen, vielen Kollegen gerade in der Betriebswirtschaft – selbst finden und durchsetzen muss”, sagt die attraktive Lady. Immer wieder findet sie Themen, für welche die Männer gar keine Antennen haben, die manche sogar als völlig irrelevant qualifizieren. Dies war ein zusätzlicher Ansporn für die Karrierefrau. Sie beobachtete, wie in der wissenschaftlichen Diskussion von Managementthemen die männliche Sicht- und Durchsetzungsweise dominierte. Genau dies stachelte Doris noch mehr an. „Es fehlt noch einiges”, meint Doris, „einiges, was die Männer gar nicht denken können. Denn bereits Joseph Schumpeter hat in der Wissenschaft darauf hingewiesen, dass die Welt nur durch eine bestimmte, die eigene Brille wahrgenommen werden kann. Somit herrscht genau hier noch viel Potenzial für Frauen, sich mit ihrer Kapazität der Wahrnehmung von Herausforderungen sowie der Entwicklung von Lösungskonzepten einzubringen.” Nebst ihrer beruflichen Karriere ist Doris davon überzeugt, dass man auch in der Familie grosse Erfolge erzielen kann.
Es ist eine Frage der Kultur. Frankreich wäre schon längst untergegangen, wenn die externe Betreuung von Kleinkindern so eine schreckliche Sache wäre, wie dies konservative Kreise in der Schweiz und in Deutschland predigen.
Nicht nur in Frankreich sieht die Gesellschaft in der externen Betreuung eine Selbstverständlichkeit, auch die USA stehen hinter diesem Angebot. Kortus-Schultes sagt aber klar: „Das heisst jedoch nicht, dass die junge Mutter nicht ständig ein schlechtes Gewissen hat, dass irgendetwas zu kurz kommt: entweder das Kind/die Kinder, der Beruf oder aber sie selbst.”
Um die Balance zwischen Beruf und Privatleben zu finden, ist das richtige Umfeld besonders wichtig. Für Doris sind ihr grösstes privates Glück ihre beiden Söhne. „Ich kann keiner Frau raten, einer Karriere zuliebe auf Kinder zu verzichten”, sagt die Professorin. Ihr war klar, welche Befriedigung in einer erfolgreichen beruflichen Tätigkeit liegt. Die Entscheidung für eine Familie war daher eine sehr bewusste. Am Wochenende bekocht sie ihre Familie gern und versucht, oft in der Natur zu sein. „Auch jetzt sind die Kinder für mich eine Quelle grosser Freude”, meint die zweifache Mutter.
Uns rät Doris nachdrücklich, unsere gute Ausbildung in eine möglichst stetige Berufstätigkeit umzumünzen: «Ehrgeizig eine ernsthafte und gute Ausbildung zu verfolgen, ist die beste und zugleich auch nachhaltige Investition in die eigene Entwicklung.» Zudem sei es wichtig, „am Ball zu bleiben” und nur nicht nach der Familiengründung komplett aufzuhören, berufstätig zu sein.
„Es kommt vieles im Leben anders, als man es sich vorgestellt hat”, erklärt Doris. „Jede Frau sollte mit eigenen Füssen auf festem Boden stehen.”