Das informelle Interview: Wie Netzwerken dir den Weg zum Traumjob weist
Berufliche Netzwerke zeigen den Weg: Mehr Kontakte, klarere Ziele. Informelle Gespräche helfen, die richtigen Abzweigungen zu erkennen.
- 28. April 2025
- 4 Min. Lesezeit
Viele Studierende stehen gegen Ende ihres Studiums vor der Frage, wie der Berufseinstieg gelingt. Eine zentrale Herausforderung ist dabei die Orientierung im Arbeitsmarkt: Welche Möglichkeiten existieren jenseits des Campus? Diese Unsicherheit zeigt sich auch in Gesprächen, die wir bei den UZH Career Services mit den Studierenden führen. Nachdem Wünsche, Interessen, Kompetenzen und Werte reflektiert wurden, kommt der Moment, bei dem der Fokus auf den Schweizer Arbeitsmarkt gerichtet wird, um gezielt Optionen zu erkunden und mit den eigenen Zielen abzugleichen.
Eine der effektivsten Methoden ist das informelle Interview mit berufserfahrenen Personen, das dir wertvolle Einblicke in deren Arbeitsalltag bietet.
Das informelle Interview im Überblick
Als informelles Interview wird der zielgerichtete, persönliche und zeitlich begrenzte Austausch mit einer beruflich erfahrenen Person bezeichnet. Ziel ist es berufliche Möglichkeiten zu eruieren sowie Voraussetzungen und Rahmenbedingungen in einem bestimmten Berufsfeld kennenzulernen. Ein informelles Interview ist also weder eine Bewerbung noch eine Prüfung.
Stell dir vor, du fragst jemanden nach dem besten Wanderweg: Du möchtest wissen, welche Route sich lohnt und welche Herausforderungen dich erwarten. Genauso funktioniert ein informelles Interview im beruflichen Kontext. Du suchst gezielt nach Orientierung und sammelst Informationen über Berufe, Branchen oder Arbeitgeber und kommst deiner Traumstelle somit Schritt für Schritt näher.
Die «Seven Powers» des informellen Interviews
Das informelle Interview ist eine der effektivsten Methoden aus mehreren Gründen. Zuerst einmal: Studierende berichten, dass 50–70 % ihrer Interviewanfragen positiv beantwortet werden – eine bemerkenswert hohe Erfolgsquote. Und dann schlägst du mit dem Interview gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe:
1. Du erhältst Informationen aus erster Hand - unverfälscht und nicht durch geschönte Webseiten gefiltert. Dabei hörst du den echten O-Ton und hast die Möglichkeit, gezielt nachzufragen.
2. Du erweiterst aktiv dein berufliches Netzwerk, indem du die Person beispielsweise in dein Linkedin-Profil aufnimmst und so langfristig in Kontakt bleibst.
3. Du verschaffst dir Zugang zum verdeckten Arbeitsmarkt – jenem Bereich, in dem Rekrutierungsprozesse innerhalb von Unternehmen stattfinden, ohne öffentlich ausgeschrieben zu werden.
4. Das Interview bietet dir die Gelegenheit, eine Arbeitsprobe zu liefern: Du zeigst, wie du E-Mails behandelst, flexibel bist und auf dein Gegenüber eingehst. Während des Gesprächs demonstrierst du aktives Zuhören und die Fähigkeit, Inhalte in neue Fragen zu übersetzen. Nach dem Termin unterstreichst du deine Professionalität durch einen Dank und die Reflektion der zentralen Erkenntnisse.
5. Mit dieser Methode beweist du Kreativität und Innovationskraft, indem du für deinen Wissensbedarf einen unkonventionellen Ansatz wählst – das Interview hebt sich bewusst von standardisierten Bewerbungsroutinen ab und zeigt deine Fähigkeit, Lösungen jenseits des Offensichtlichen zu entwickeln.
6. Du signalisierst zudem, dass du bereit bist, zusätzliche Energie zu investieren: Ein informelles Interview erfordert mehr Engagement als das passive Lesen von Webseiten oder das Abwarten von Stellenausschreibungen.
7. Und schließlich schaffst du durch das Interview eine Situation, in der der Zufall wirken kann und sich unerwartete Entwicklungen ergeben. Erfahrungen von Studierenden zeigen, dass solche Gespräche oft überraschende Chancen bieten – etwa ungeplante Stellenangebote, Hinweise auf offene Positionen, Empfehlungen für weitere Kontakte oder sogar Mentorship-Angebote, bei denen sich dein:e Gesprächspartner:in für Folgegespräche öffnet.
Wir sind der Meinung, dass die zahlreichen positiven Effekte belegen, dass sich informelle Interviews definitiv auszahlen.
Tipps für das Interview
· Wie findest du die richtigen Gesprächspartner:innen? Beginne mit deinem bestehenden Netzwerk: Alumni und Alumnae deiner Universität, ehemalige Praktikumsbetreuende oder Kontakte auf Linkedin eignen sich für eine Ansprache.
· Schreibe eine freundliche Nachricht mit einer klaren Anfrage – etwa: „Ich schliesse mein XY-Studium in absehbarer Zeit ab und interessiere mich für Ihre Branche. Ihr Lebenslauf beeindruckt mich sehr, ich würde mich sehr freuen, von Ihren Erfahrungen lernen zu können. Haben Sie Interesse an einem kurzen Gespräch, in dem Sie mir von Ihrem beruflichen Weg und Ihrer aktuellen Tätigkeit erzählen?“
· Nach einer Zusage gilt es, dich gut vorzubereiten: Recherchiere über die Person und den Arbeitgeber und überlege dir konkrete Fragen. Wenn du nicht weiterkommst, hilft dir ChatGPT dabei.
· Halte dich an die vereinbarte Zeit und bitte dein Gegenüber um Empfehlungen für weitere Kontakte, um dein Netzwerk zu erweitern.
· Nach dem Gespräch solltest du dich bedanken und in Kontakt bleiben. Ein kurzer Dank per E-Mail oder eine Nachricht auf Linkedin reichen oft aus. Langfristig kannst du diese Beziehungen pflegen, indem du gelegentlich Updates gibst und interessante Artikel teilst.
Informelle Interviews: Perspektiven schaffen, Netzwerke stärken
Informelle Interviews sind wie Wegweiser auf deiner Karrierekarte: Sie bringen Klarheit in deine berufliche Orientierung und eröffnen neue Perspektiven. Du erhältst Insiderwissen aus erster Hand – etwa darüber, welche Fähigkeiten in einer Branche gefragt sind oder wie der Arbeitsalltag aussieht. Gleichzeitig kannst du einen positiven Eindruck hinterlassen und dein Netzwerk erweitern. Viele Studierende berichten zudem von einem Motivationsschub: Zu sehen, wie andere ihren Weg gefunden haben, inspiriert oft dazu, selbst aktiv zu werden.
Wir wünschen dir viel Freude und Erfolg dabei.
Julia Michael und Sandra Läderach Biaggi, Career Engagement Managers Career Services UZH
Career Services UZH
Die Career Services der Universität Zürich unterstützen Studierende, Doktorierende und Postdocs beim Übergang von der Hochschule ins Berufsleben. Mit einem ressourcenorientierten, ganzheitlichen Ansatz konzentrieren wir uns nicht nur auf die fachlichen Fähigkeiten, die Absolvent:innen während des Studiums erworben haben, sondern auch auf ihre Lebenserfahrungen und persönlichen Situationen. Wir bringen die Studierenden mit Fakultätsmitgliedern, Alumnae und Alumni sowie Arbeitgebern zusammen.
Job- und Eventplattform: www.uzhcareer.ch
Ratgeber: https://www.careerservices.uzh.ch/de/ratgeber.html