Bewerben auf Englisch – das Motivationsschreiben

Du hast die ideale Stelle im englischsprachigen Ausland gefunden – auf ins Abenteuer! Aber Moment, wie um Himmels willen verfasst man denn ein Ansc...

  • 9. November 2020
  • 5 Min. Lesezeit
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Du hast die ideale Stelle im englischsprachigen Ausland gefunden – auf ins Abenteuer! Aber Moment, wie um Himmels willen verfasst man denn ein Anschreiben für eine Bewerbung auf Englisch? Wir sagen es dir.

Formal sind Bewerbungen in angelsächsischen Ländern wie bei uns aufgebaut – mit Motivationsschreiben und Lebenslauf. Jedoch musst du einige Feinheiten beachten und dein Bewerbungsschreiben auf die unterschiedlichen Anforderungen abstimmen.

No pictures, please

Die USA, Grossbritannien, Kanada und Australien haben strenge Gesetze, um Diskriminierung im Job und bei Bewerbungen einzudämmen. Dazu gehört, dass Fotos in Bewerbungen sowie die Angabe der Religion verpönt sind, um voreingenommene Entscheidungen etwa aufgrund der Hautfarbe zu vermeiden. Auch deine Zeugniskopien können in der Schublade bleiben – sie verschickst du nur auf Anfrage des Unternehmens. Wenn du zum Vorstellungsgespräch eingeladen wirst, nimm sie aber vorsichthalber in einer beglaubigten Übersetzung mit, sonst stehst du schlimmstenfalls mit rotem Kopf vorhttps://talendo.ch/de/karriere-mag/2015/10/09/wie-wichtig-ist-ihnen-erfolg) dem Personaler und hast den weiten Weg umsonst gemacht.

«Kein Foto, keine Zeugnisse...wie sollen die mich denn dann beurteilen?» – Anhand des Bewerbungsschreibens natürlich! Im Cover Letter musst du dem Recruiter deine beruflichen Erfolge mitteilen und begründen, warum du für den Job geeignet bist. Konzentriere dich dabei auf konkrete Daten und Fakten und verzichte auf schwammige Aufzählungen, etwa zu deinen Soft Skills. Deine Ausdrucksweise muss sich dabei den prägnanten Informationen anpassen:

KISS – Keep it short and simple!

Du warst in der Schule ein Englisch-Ass? Du liebst es, elaborierte, ellenlange englische Sätze zu bauen? Dann musst du jetzt stark sein: Wenn du dich in den USA, Grossbritannien, Kanada oder Australien bewirbst, verzichtest du besser auf Sprachakrobatik mit gestelzten Formulierungen und hochgestochenen Vokabeln. Hier gilt die KISS-Regel: Keep it short and simple! Beschränk dich bei deinem Motivationsschreiben auf eine präzise, aber unkompliziert formulierte Seite. Bleib dabei aber professionell und lass dich nicht zu saloppen Ausdrücken hinreissen.

How to build a Motivationsschreiben

Ein Cover Letter besteht aus Anrede, Einleitung, Hauptteil und Schluss. Der Briefkopf besteht wie bei Bewerbungen hierzulande aus deinem Namen und deiner Adresse, dem Namen und der Adresse der Kontaktperson sowie dem Datum. Achte darauf, dass das Datum in britischen Briefen in der Reihenfolge Tag – Monat – Jahr angegeben wird, während in US-Briefen Monat – Tag – Jahr üblich ist:

Grossbritannien: 5th October 2015

USA: October 5th 2015

Nach dem Datum folgt die Anrede mit «Dear Mr./Dear Ms.» – wobei die Briten auf die Punkte hinter Mr. und Ms. verzichten, während die Amerikaner sie noch benutzen. Nach der Anrede fügst du die prägnant formulierte Betreffzeile (Subject) ein – und schon hast du die Formalitäten überstanden. Weiter geht’s mit Text!

Die Einleitung sollte nur einen Absatz umfassen. Hier erklärst du dein Anliegen, erwähnst die ausgeschriebene Vakanz und eventuell das konkrete Inserat.

Der Hauptteil ist maximal drei Absätze lang und soll deine Fähigkeiten und Erfahrungen vermitteln, die für die Stelle relevant sind. Hier musst du eine prägnante Darstellung deiner Erfolge – gerne auch mit Zahlen – und Selbstmarketing miteinander verbinden, sodass dem Recruiter klar wird, dass das Unternehmen nur Vorteile hat, wenn es dich einstellt. Geh deshalb ganz konkret auf das Profil der Firma und die ausgeschriebene Stelle ein.

Action words

Achte bei deinem englischen Bewerbungsschreiben darauf, dass du verschiedene aktive Verben verwendest, sogenannte action words. Hierzu gehören zum Beispiel folgende Verben:

  • achieve (erreichen)
  • provide (bereitstellen)
  • establish (einrichten, begründen)
  • handle (bearbeiten, bewältigen)
  • increase (erhöhen, vergrössern)
  • initiate (beginnen, einleiten)
  • obtain (bekommen, erzielen)

Mit solchen und ähnlichen Vokabeln wirkt dein Schreiben dynamischer und du kannst zeigen, dass sich das Unternehmen keine Sorgen über Sprachbarrieren machen muss, obwohl du kein Muttersprachler bist.

Pimp my Cover Letter: die «extended truth»

Auch wenn Zahlen und Fakten zum Beleg der eigenen Erfolge in angelsächsischen Bewerbungen sehr beliebt sind, wird auch gern ein bisschen geflunkert. Besonders in den USA ist es tatsächlich üblich, in Bewerbungen ein wenig zu übertreiben: Mithilfe der sogenannten extended truth, also der erweiterten Wahrheit, stellen sich Bewerber etwas qualifizierter, erfahrener und erfolgreicher dar, als sie wirklich sind. Auch wenn es sich für dich ungewohnt und unangenehm anfühlt, solltest du dich zumindest sehr, sehr selbstbewusst darstellen, um nicht völlig unterzugehen – grobe Lügen sind aber natürlich auch hier tabu.

Nach dem Hauptteil folgt natürlich noch eine höfliche Verabschiedung, mit der du den Recruiter aber auch zu einer Einladung fürs Vorstellungsgespräch ermunterst. Bedanke dich schon im Brief für die Chance, dich dem Unternehmen vorstellen zu können und verabschiede dich entsprechend den landesüblichen Gepflogenheiten:

Grossbritannien, wenn die Kontaktperson namentlich bekannt ist: Yours sincerely Grossbritannien, wenn die Kontaktperson nicht namentlich bekannt ist: Yours faithfully USA/Kanada: Sincerely Zum Schluss setzt du noch deine Unterschrift darunter. Vergiss nicht, am unteren Ende des Schreibens mit dem Vermerk enclosure oder encl. auf deinen Lebenslauf (CV) als Anlage hinzuweisen.

Das Bewerbungsformular – eine britische Sonderform

Neben der eben beschriebenen Form des englischen Anschreibens pflegen einige britische Personaler immer noch das Bewerbungsformular. Diesen Bogen müssen Bewerber handschriftlich ausfüllen. Dabei musst du unbedingt auf Vollständigkeit achten – dazu gehört zum Beispiel auch die Gehaltsvorstellung. Recherchiere deshalb vorher, was in deiner Branche üblich ist. Achte auch darauf, konkrete Informationen über dich zu geben, so wie es das Formular verlangt. Im Feld additional information musst du begründen, warum du dich bewirbst. Dieses Feld dient also gewissermassen als Mini-Anschreiben, mit dem du dich gut präsentieren kannst.

Unser Tipp: Beim Bewerbungsformular handelt es sich zum Teil auch um eine Schönschreibübung. Kopier dir den Bogen mehrmals und teste, in welcher Länge und Grösse deine Angaben gut in die Antwortfelder passen und ob du gut lesbar schreibst. Freunde oder Familienmitglieder werden dir sicher gerne helfen, das Formular «probezulesen».

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

So, fertig ist das Ding! Ab damit! Oder? Geh liener auf Nummer sicher und lasse einen Muttersprachler Korrektur lesen. Wenn du keinen sprachgewandten Muttersprachler kennst, wirf doch mal einen Blick aufs Schwarze Brett deiner Uni. Dort bieten englische oder amerikanische Literaturstudenten im Austauschsemester oder Absolventen mit Doktortitel häufig ihre Dienste gegen Entlohnung an. Diese kleine Investition kann sich durchaus lohnen.